Schüleraustausch
Wir waren schon sehr überrascht und auch etwas sprachlos, als wir in unserem Wohnzimmer standen und die Gastgeschenke unseres Besuchers aus China entgegengenommen hatten.
Nur wenige Stunden zuvor hatten wir die Gruppe der Schüler am Flughafen Düsseldorf in Empfang genommen. Als sich dort die Glastür des Sicherheitsbereiches öffnete, betraten 13 junge Leute und deren Lehrer nach 11-stündigem Flug absolutes Neuland. Und genauso traten sie uns entgegen. Müde und verängstigt. Werden mich meine Gasteltern wohl auch erwarten? Wie werden sie wohl sein? Jetzt nur nichts falsch machen!
Inzwischen ist eine Woche vergangen. Unser 16-jähriger Gast hat sich inzwischen eingelebt und erkannt, dass weder wir noch unser Hund beißen. Vielmehr scheint er trotz eines minutiös getakteten Terminplans ein Stück seiner Freiheit zu genießen. Mehrfach ließ er bereits durchblicken, dass das Leben eines Schülers auf einer Eliteschule in China kein leichtes sei. Diese jungen Leute scheinen vor deren Abreise, einen Crash-Kurs "Deutschland" absolviert zu haben. Dort schüttelt man Hände. Dort isst man mit Messer und Gabel (, ohne zu Schmatzen).
Unser Gast macht seinen Job hervorragend! Auch wenn's ihm schwer fällt. Keine Klagen. Zähne zusammen beißen. Eine der größeren Herausforderungen bleibt dennoch das Essen. Auch wenn tapfer all das gegessen wird, was wir ihm auftischen, bleiben Aussehen, Geruch und Geschmack des deutscher Gerichte wohl sehr fremd. Das Hühnerfrikassee haben wir deshalb ihm zu Liebe gestern mit Jasmin-Reis angerichtet. Auch wenn ihm sofort klar war, dass es sich hierbei um die thailändische Variante handeln musste, hat er dankbar zugegriffen.
Nun stehen wir reich beschenkt mit Tee, Naschwerk, Seidenschals und Seidenkrawatten in unserem Wohnzimmer. Was wird Henri wohl bei seinem Gegenbesuch in 3 Wochen seinen chinesischen Gasteltern mitbringen? Schneekugeln? Kuckucksuhren? Schokolade?